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Wilhelm Lieknecht |
1826 |
Wilhelm Liebknecht wird am 29. März 1826 in Gießen im Großherzogtum Hessen geboren. Er ist der Sohn des Regierungsbeamten Ludwig Christian Liebknecht und dessen Ehefrau Katharina . |
1832-1842 | Die Eltern sterben früh. Wilhelm wächst Liebknecht bei Verwandten auf. Er verlässt das Gymnasium in Gießen mit dem Abitur. Schon als Jugendlicher empört er sich gegen die ungerechte Sozialordnung. |
1844 | Aufstand der schlesischen Weber. MIt ihren veralteten Maschine gehören sie zu den Verlierern des technischen Fortschritts. |
1842-1847 | Wilhelm Liebknecht studiert Philologie, Theologie und Philosophie. Studienorte sind Gießen, Berlin und Marburg. |
1847-1848 |
Wilhelm Liebknecht arbeitet Journalist für die "Mannheimer Abendzeitung", sowie als Lehrer an einer Schule, die sich an der Pädagogik von Friedrich Fröbel orientiert. Anmerkung: Fröbel ging als "Erfinder des Kindergartens" in die Geschichte ein. |
1847 | Karl Marx gründet zusammen mit Friedrich Engels den "Deutschen Arbeiterverein". |
1848 | In London
veröffentlichen Marx und Engels das "Kommunistische Manifest",
einen Aufruf zum gewaltsamen Umsturz der
Herrschaftsverhältnisse. Kurze Zeit später brechen in
Paris revolutionäre Kämpfe aus, an denen sich
Liebknecht beteiligt. Die Deutsche Revolution
erkämpft
Pressefreiheit und die Vorbereitung einer deutschen
Nationalversammlung. Das Parlament in der Frankfurter Paulskirche
existiert aber nur bis 1949. Im September beteiligt sich Liebknecht am Auftand von Gustav von Struve in Baden. Er wird in Untersuchungshaft genommen. |
1849 | Nach Haftentlassung im Mai tritt Liebknecht in die "Badische Volkswehr" ein. Die Revolution scheitert. Liebknecht flieht die Schweiz, wird Mitglied im "Genfer Arbeiterverein" und lernt Friedrich Engels kennen. |
1850 | Wegen seiner politischen Betätigung wird Liebknecht in der Schweiz verhaftet und augewiesen. Er geht nach London, wo er sich den Kommunisten anschließt. Dort hält er sich als Privatlehrer und Journalist über Wasser |
1862 | Nach einer Amnestie kehrt Liebknecht nach Deutschland zurück. |
Die Gründung der SPD |
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1863 | Am 23. Mai 1863 gründet sich in
Leipzig im Königreich Sachsen der "Allgemeine Deutschen
Arbeiterverein" (ADAV).
Lassalle wird zum
ersten Präsidenten gewählt.
Liebknecht tritt dem ADAV bei. |
1864 | Karl Marx wird
Mitbegründer der "Internationalen Arbeiterassoziation" (Erste
Internationale) in London. Am 31. August 1864 stirbt Ferdinand Lassalle
nach einem Pistolenduell in Genf. |
1864-1865 | Zunächst wird Liebknecht Mitarbeiter der Zeitung "Der Social-Demokrat". Wegen seiner Kritik an der preußenfreundlichen Linie des Blattes gerät er in Streit mit dem Herausgeber. Als Folge wird er aus dem ADAV ausgeschlossen. Liebknecht geht nach Leipzig, wo er August Bebel begegnet. |
1866 | August Bebel und Wilhelm Liebknecht
gründen die Sächsische Volkspartei. Als deren Abgeordnete ziehen sie in den Norddeutschen Reichstag ein. |
1867 | In Leipzig stirbt Liebknechts erste Ehefrau Ernestine. Aus dieser Ehe gingen zwei Töchter hervor. |
1869 | In Eisenach gründen Bebel und Liebknecht die Sozialdemokratische Arbeiterpartei (SDAP). Ihr Programm ist am Marxismus orientiert. Liebknecht wird Herausgeber der Parteizeitung "Der Volksstaat". |
1870-1871 | Deutsch-Französischer Krieg. Nach dem Sieg
über Frankreich, gründet Otto
von
Bismarck
das Deutsche Reich. Wilhelm
I. nimmt widerwillig die
Kaiserkrone
an. Lieber wäre er Herrscher von Preußen geblieben.
Liebknecht und Bebel setzen sich für die
Revolutionäre der Pariser Kommune ein. Sie werden in
Untersuchungshaft genommen. Wilhelm Liebknecht hatte zum zweiten Male geheiratet. Im August wird Karl Liebknecht geboren, der zweite fünf Söhnen des Ehepaars Wilhelm und Natalie Liebknecht. |
1872 | Wegen "Vorbereitung zum Hochverrat" und "Majestätsbeleidigung" werden Liebknecht und Bebel zu zwei Jahren Festungshaft verurteilt. |
1874 | Liebknecht wird in den Deutschen Reichstag gewählt. |
1875 | Vereinigungsparteitag der Arbeiterbewegung in Gotha.
Die SDAP und der
ADAV vereinigen sich zur SAP, zur "Sozialistischen
Arbeiterpartei". |
1876 | Liebknecht wird Redakteur der Parteizeitung "Vorwärts". |
1878 | Bismarck erlässt das "Gesetz
gegen die gemeingefährlichen Bestrebungen der
Sozialdemokratie",
das zu einem Parteiverbot führt. Bebel und Liebknecht
werden in der Zeit der "Sozialistengesetze"
zu scharfen Kritikern Bismarcks. Gleichzeitig nimmt Liekknecht an internationalen Sozialistenkongressen teil. Er reist nach Frankreich, England, in die Schweiz und in die USA. |
1889 | Gründung der Sozialistischen Internationale in Paris, unter Vorbereitung Liebknechts. |
1890 | Fall des Sozialistengesetzes. In den Jahren zuvor hatte Bismarck seine Sozialgesetze erlassen, um "in der großen Masse der Besitzlosen die konservative Gesinnung erzeugen, welche das Gefühl der Pensionsberechtigung mit sich bringt". Bismarcks Haltung prägt das deutsche Sozialsystem bis zur Umsetzung der "Hartz-IV"-Gesetze im Januar 2005. |
1891 | Mit dem "Erfurter Programm" legt die nun in SPD (Sozialdemokratische Partei Deutschlands) umbenannte Partei ihren am Marxismus orientierten Kurs fest. Liebknecht wird Chefredakteur des "Vorwärts". |
1892 | Bebel wird Parteivorsitzender. Unter seiner Führung wächst die SPD zur Massenpartei. |
1896 | Liebknecht wird wegen "Majestätsbeleidigung" zu vier Monaten Haft verurteilt. |
1899-1901 | Im "Boxeraufstand" wendet sich China gegen die Einmischung von Japan, den USA und den europäischen Großmächten in die chinesische Politik. Liebknecht und Bebel kritisieren Kaiser Wilhelm II. und seine imperialistische Politik. |
1900 | Am 7. August 1900 stirbt Wilhelm Liebknecht in Charlottenburg bei Berlin. Er wird auf dem nun so benannten "Sozialistenfriedhof" in Berlin-Lichtenberg begraben. Am Trauerzug nehmen weit über 100.000 Menschen teil. Die Beerdigung wird zur größten Massenversammlung in Berlin seit dem Tod von Kaiser Wilhelms I. |
Wilhelm Liebknecht leistete wichtige politische Arbeit für die Gründung und das Wachstum der SPD. Bedeutende SPD-Politiker sind Philipp Scheidemann, Friedrich Ebert, Kurt Schumacher, Herbert Wehner und Willy Brandt. | |
Literatur: Brecht, Bertolt: Die Tage der Commune. Frankfurt 1993; Kuhn, Axel: Die deutsche Arbeiterbewegung. Stuttgart 2004; Schmidt, Jürgen: August Bebel – Kaiser der Arbeiter. Biografie. Zürich 2013; Schröder, Wolfgang: Wilhelm Liebknecht. Soldat der Revolution, Parteiführer, Parlamentarier. Berlin 2013. |