Willy Brandt |
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Steckbrief: Willy Brandt lebte von 1913 bis 1992. Stichworte zum Lebenslauf von Willy Brandt: Bundeskanzler, Entspannungspolitik und Friedensnobelpreis. Kurze Zusammenfassung der Biographie: Willy Brandt verfolgte als Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland eine Politik des "Wandels durch Annäherung" mit den Staaten des Ostblocks. | |
1913 | Willy Brandt wird am 18. Dezember 1913 in Lübeck geboren. Sein Geburtsname ist Herbert Ernst Karl Frahm. Seine Mutter Martha Frahm ist Verkäuferin, der Vater John Möller ein Lehrer. Der Junge wächst aber bei einem Stiefgroßvater auf, einem Arbeiter und Mitglied der SPD (Sozialdemokratische Partei Deutschlands). |
1930 | Eintritt in die Lübecker SPD. Im Folgejahr wird er Mitglied der "Sozialistischen Arbeiterpartei Deutschlands" (SAPD), einer linken Abspaltung der SPD. |
1932 | Abitur am Lübecker Realgymnasium Johanneum, dann Volontariat in Lübeck bei einer Reederei. |
1933 | Am 30. Januar wird Adolf Hitler von Reichspräsident Hindenburg als Reichskanzler vereidigt. Die Nationalsozialisten übernehmen die Macht in Deutschland. Kurze Zeit später beginnen die Verhaftungen von Kommunisten und Sozialdemokraten. Herbert Frahm flüchtet über Dänemark nach Norwegen und gibt sich den Namen Willy Brandt. In Oslo beginnt er ein Studium der Geschichte: Die SAPD unterstützt er aus dem Exil. |
1936 | Getarnt als norwegischer Student reist Willy Brandt nach Berlin. Dort hält der Kontakte zur SAPD im Untergrund. Für den von den Nationalsozialisten im Konzentrationslager inhaftierten Schriftsteller und Redakteur Carl von Ossietzky organisiert er eine Kampagne zur Verleihung des Friedensnobelpreises. Ossietzky erhält den Preis 1936 rückwirkend für das Jahr 1935 zugesprochen. 1937 berichtet Willy Brandt als Journalist vom Spanischen Bürgerkrieg. |
1938 | Willy Brandt wird von den Nationalsozialisten ausgebürgert. |
1940 | Die deutsche Wehrmacht
marschiert
in Norwegen ein. Willy Brandt wird kurzzeitig inhaftiert, aber nicht
erkannt. Er flüchtet nach Stockholm. Von der Exilregierung
Norwegens erhält er die norwegische
Staatsbürgerschaft. |
1941 | Hochzeit mit der Norwegerin Carlota Thorkildsen. Aus der Ehe geht eine Tochter hervor. |
1942-1945 | Willy Brandt schließt sich wieder der SPD an. Er unterstützt nun die Sozialdemokratie aus dem Exil. |
1945-1946 | Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs und dem Zusammenbruch des NS-Staates berichtet Willy Brandt für skandinavische Zeitungen von den Nürnberger Prozessen. |
1948 |
Willy Brandt erhält die deutsche Staatsbürgerschaft zurück. Scheidung von Carlota Thorkildsen. Brandt heiratet die Norwegerin Rut Hansen. Aus der Ehe gehen drei Söhne hervor. Während der Berlinblockade 1948/49 arbeitet Brandt für Ernst Reuter, den Bürgermeister des Westteils der Stadt. |
1957-1966 | Willy Brandt ist Regierender Bürgermeister von Westberlin. |
1961 | Bau der Berliner Mauer am 13. August. Vorbereitet wurde die Abschottung u. a. von Erich Honecker. Bei der Bundestagswahl tritt Willy Brandt als Kandidat der SPD gegen Konrad Adenauer von der CDU an. |
1963 | Als Regierender Bürgermeister von Berlin empfängt Willy Brandt im Juni John F. Kennedy. Brandt und Kennedy repräsentieren einen modernen Typ des Politikers. Sie gelten als menschlich, charismatisch und volksnah. Am 22. November 1963 wird John F. Kennedy in Dallas ermordet. |
1964-1987 | Willy Brandt ist Parteivorsitzender der SPD. Am 13. September 1964 spricht der amerikanische Bürgerrechtler Martin Luther King auf Einladung von Willy Brandt bei einer Gedenkfeier für John F. Kennedy in Berlin. |
1965 | Bei der Bundestagswahl scheitert Willy Brandt gegen Adenauers Nachfolger Ludwig Erhard. |
1966-1969 | In der Großen Koalition unter Erhards Nachfolger Kurt Georg Kiesinger ist Willy Brandt Außenminister und Vizekanzler. |
1969 | Die Große Koalition zerbricht. Nach den Bundestagswahlen 1969 regiert eine Koalition aus SPD und FDP mit Willy Brandt als Bundeskanzler. Unter dem Motto "Mehr Demokratie wagen" ermutigt er die Bürger zur Mitarbeit in Staat und Gesellschaft. |
Der Kniefall von Warschau |
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1970 | Brandt bemüht sich um eine Normalisierung der Beziehungen mit der DDR. Wichtigster Vertrauter ist zu dieser Zeit Herbert Wehner. Im März reist Brandt nach Erfurt. Im Dezember bittet er mit einem Kniefall vor dem Denkmal des jüdischen Ghettos in Warschau um Verzeihung für die Verbrechen gegen die Menschlichkeit während der NS-Diktatur. |
1971 | Für seine Entspannungspolitik erhält Willy Brandt den Friedensnobelpreis. |
1972 | Im April scheitert das Konstruktive Misstrauensvotum der CDU/CSU gegen Brandt. Bei den Bundestagswahlen im November wird er wiedergewählt. Im Folgejahr reist er als erster deutscher Bundeskanzler nach Israel. |
1974 | Der DDR-Spion Günter Guillaume wurde auf Willy Brandt angesetzt. Nach seiner Enttarnung tritt Brandt vom Amt des Bundekanzlers zurück. Seinen Schritt begründet er damit, dass Guillaume Details aus seinem Privatleben wusste. Als Bundeskanzler wollte Willy Brandt nicht erpressbar sein. Sein Nachfolger wird Helmut Schmidt. |
1976-1992 | Brandt ist Präsident der Sozialistischen Internationale (SI), einem weltweiten Zusammenschluss sozialdemokratischer und sozialistischer Parteien. |
1983 | Willy Brandt heiratet Brigitte Seebacher. Es ist seine dritte Ehe. |
1985 | Willy Brandt erhält in Washington den Albert-Einstein-Friedenspreis. |
1989-1990 | Nach dem Fall der Berliner Mauer am 9. November 1989 beginnt der Prozess der Wiedervereinigung der beiden deutschen Staaten. Am 3. Oktober 1990 tritt die Deutsche Demokratische Republik der Bundesrepublik Deutschland bei. |
1992 | Am 8. Oktober stirbt Willy Brandt in seinem Haus in Unkel bei Bonn. Nach einem Staatsakt wird er auf dem Waldfriedhof in Berlin-Zehlendorf beerdigt. |
Literatur: Bahr, Egon: „Das musst du erzählen“. Erinnerungen an Willy Brandt. Berlin 2013; Grebig, Helga: Willy Brandt. Der andere Deutsche. Paderborn 2008; Stern, Carola: Willy Brandt in Selbstzeugnissen und Bilddokumenten. Reinbek bei Hamburg 1975. |