Erasmus von Rotterdam |
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Steckbrief: Erasmus von Rotterdam lebte von 1466/69 bis 1536. Stichworte zum Lebenslauf von Erasmus von Rotterdam: Humanismus, Reformation und Willensfreiheit. Kurze Zusammenfassung der Biographie: Erasmus von Rotterdam vermittelte zwischen Katholiken und Protestanten auf der Basis seines humanistischen Weltbildes. | |
1466/69 |
Erasmus
von Rotterdam wird an einem 28. Oktober in Rotterdam geboren, das
Geburtsjahr ist nicht genau bekannt, der Zeitraum liegt aber zwischen
1466 und 1469. Erasmus ist der illegitime
Sohn des Priesters Roger Gerard und der Arzttochter Margarete. Seine
Herkunft als unehelicher Sohn eines Priesters verschafft ihm bis 1517
Probleme. Erst dann spricht in Papst Leo X. aus seiner "Schuld" frei. |
1478 |
Erasmus kommt
zunächst in die Schule nach Deventer, ab 1484 in die
vom Humanismus geprägte Schule in
s'Hertogenbosch. Dort begegnet er dem Schriftsteller und Gelehrten
Rudolph Agricola. Anmerkung: Rudolph Agricola ist nicht
verwandt mit dem Mediziner Georg
Agricola. |
1487 |
Erasmus tritt in das
Chorherrenstift der Augustiner
in Steyn
bei Gouda ein. |
1492 |
Erasmus von Rotterdam
wird zum Priester geweiht. Ein
Jahr später wird er Sekretär des Bischofs von
Cambrai. Die Stadt Cambrai wurde später von Frankreich
annektiert. |
1495-99 |
An der
Universität in Paris beginnt Erasmus von Rotterdam ein
Theologiestudium. Seine ersten Werke entstehen,
darunter die "Adagia Collectanea", eine Sammlung antiker
Spruchweisheiten. |
Das Lob der Torheit |
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1499-1500 |
Erasmus von Rotterdam
hält
sich zum ersten Mal in England auf. Er erhält einen Zugang zum
Königshaus und zur Hohen Geistlichkeit. An den
Universitäten in Oxford und
Cambridge wird er zu Lehrtätigkeiten verpflichtet. Ein enger
Freund wird ihm der Theologe, Staatsmann und Schriftsteller Thomas
Morus, der Autor der Gesellschaftskritik "Utopia". Ihm
widmet er später das Buch "Encomion Moriae" (Lob der Torheit),
eine ironische Lobrede auf die Dogmatik der Scholastiker. Die christliche
Scholastik berief sich zwar auf den Philosophen Aristoteles,
hatte aber mit der Diskussionsfreude der griechischen Philosophie wenig
gemein. Die Illustrationen zum "Lob der Torheit" stammen vom Maler Hans Holbein. |
1501 |
Entstehung des
"Enchiridion militis Christiani", eines
religiösen Handbuchs für christliche Laien. |
1506-09 |
Erasmus hält
sich
mit Unterbrechungen in Italien auf. In Turin promoviert
er zum Doktor der Theologie. In Rom zeigt er sich von
der Schönheit der Stadt beeindruckt, kritisiert aber die
alleinige Ausrichtung der Kirche auf den lateinischen
Stil. |
1514-29 |
Erasmus lebt mit
Unterbrechungen in Basel und organisiert den Druck seiner Schriften bei
seinem Verleger Johann Froben. |
1515 |
Erasmus schreibt die
"Institutio Principis Christiani"
(Die Erziehung des christlichen Fürsten) zu Ehren von Kaiser
Karl
V. Das Werk verbindet die
christlichen Lebensgrundsätze des
Regierungsoberhauptes mit der einer auf Frieden ausgelegten Politik. |
1515-16 |
Erasmus von Rotterdam
gibt die erste kritischen Ausgabe des
griechischen Neuen Testaments mit lateinischer
Übersetzung heraus. Seine Neuausgabe von
1519 dient Martin
Luther bei der Übersetzung des Neuen Testaments ins
Deutsche. |
1517-24 |
Erasmus
gibt Paraphrasen (Anmerkungen) zum Neuen
Testament heraus. Bis 1530 veröffentlicht er Schriften zu den
Kirchenvätern, dazu zählen Ambrosius, Augustinus,
Hieronymus
und Papst Gregor der
Große. |
1517 |
In der "Querela
Pacis" (Klage des Friedens) äußert sich
Erasmus von Rotterdam zu den
Herrschaftskämpfen in Italien. Er vertritt darin eine
pazifistische Position. |
1527-28 |
Erasmus
veröffentlicht "De Libero Arbitrio" (Vom
freien Willen). Dabei grenzt er sich vom Reformator Martin
Luther ab. Erasmus beharrt auf dem freien Willen des Menschen, Luther
auf
der Vorherbestimmung. An der Universität zu Basel trifft
Erasmus den
humanistischen Mediziner Paracelsus. |
1529-35 |
Erasmus
verlässt das protestantisch
gewordene Basel und siedelt nach Freiburg im Breisgau über. |
1533 |
Erasmus versucht mit
seiner Schrift "De sarcienda ecclesiae
concordia", zwischen den Katholiken und den Protestanten zu
vermitteln. |
1535 | Rückkehr nach Basel. |
1536 |
Seine letzte Schrift
"De puritate
ecclesiae christianae" widmet er einem Zöllner, mit dem er
sich während seiner vielen Reisen angefreundet hat.
Erasmus stirbt am 12. Juli in Basel. Ein Epitaph
(Grabinschrift) im Basler Münster verweist auf seine letzte
Ruhestätte. Erasmus von Rotterdam ist der bedeutendste nordeuropäische Humanist des 16. Jahrhunderts. Er brachte seiner Zeit das geistige Gut der Antike näher und bemühte sich um eine Verbindung von Antike und Christentum. Zur Reformation, ausgelöst durch Luthers Kritik am Ablasshandel vom Johannes Tetzel, hatte er ein zwiespältiges Verhältnis. Zunächst offenherzig, lehnte er Luthers Weg einer Spaltung der christlichen Kirche ab. Als Textkritiker und Herausgeber ist Erasmus von Rotterdam auch Mitbegründer der modernen Philologie. |
Literatur: Halkin, Léon E. : Erasmus von Rotterdam, Zürich, 1989; Huizinga, Johan: Erasmus, NA Reinbek 1993; Schultz, Uwe: Erasmus von Rotterdam. Der Fürst der Humanisten. München, 1998. |